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Filmtext

Musik als Überlebensmittel

“Nicht Sieg noch Niederlage zählen, sondern nur der Tod”, sagt der schelmische Hahnenkampfrichter Kako (Allah Morad Rashtiani) dem ungeduldigen Publikum kurz vor dem Kampf. Dabei bezieht er sich auf ein Wort des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, wonach sich Leben und Tod ausschließen. In Bahman Ghobadis neuem, preisgekrönten Film „Half Moon“ (Niwemang) dient die groteske Einleitung nicht nur der Abmilderung des Tragischen durch das Komische, sondern das angeschlagene Thema des Sterbens selbst wird darin als vieldeutiger Schwebezustand interpretiert. Wie schon in „Zeit der trunkenen Pferde“ (2000) und in „Schildkröten können fliegen“ (2004) geht es dem iranischen Regisseur kurdischer Abstammung um den Schwebezustand und das Leiden eines ganzen Volkes, dem die Erfahrung der Grenze wesentlich ist. Ghobadis konsequent im Unaufgelösten bleibenden Filme handeln deshalb immer wieder von Grenzübertritten und Verfolgung, wobei eine ebenso raue wie faszinierende Gebirgslandschaft die ambivalente Spannung verstärkt.



Den Titel „Half Moon“ (Halbmond) möchte Bahman Ghobadi deshalb auf ein halb im Sichtbaren und halb im Verborgenen existierendes Kurdistan bezogen wissen. Hinzu kommt, dass seine Hauptfigur Mamo (Ismail Ghaffari) auf einer Art Irrfahrt nicht nur zwischen Ländergrenzen unterwegs ist, sondern von Anfang an auch als Grenzgänger zwischen Leben und Tod; wobei bezeichnenderweise eine überirdisch schöne Sängerin mit Namen Niwemang (Golshifteh Farahani), was auf Kurdisch „Halbmond“ bedeutet, zu seinem Todesengel wird. Die beschwerliche Reise, die der berühmte Musiker mit seinen zehn ebenfalls musizierenden Söhnen unternimmt, um nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein im irakischen Kurdistan eine Art „Freiheitskonzert“ zu geben, wird deshalb von traumähnlichen Todesvisionen begleitet. Zugleich ist sie eine Abfolge von Rückschlägen und Verlusten, von Kontrollen und Schikanen: Die Repressionen gegenüber Frauen und Künstlern werden so zum Synonym für die Unterdrückung eines ganzen Volkes. Dessen Überlebensmittel ist und bleibt die Musik. (Heidelberg, Karlstorkino, 16., 17. und 19.9.).



11. September 2007

 



 

Wolfgang Nierlin

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