Schon in „Sabado“, mit dem Matias Bize auf dem hiesigen Festival vor zwei Jahren den „Rainer Werner Fassbinder Preis“ gewann, verfolgte der junge chilenische Regisseur ein minimalistisches Konzept. Als gelte es, die Grammatik des Filmemachens neu zu buchstabieren, realisierte er den Film in einer einzigen, allerdings sehr bewegten Handkamera-Einstellung. Zwar ist seine neue, in der Reihe „Internationale Entdeckungen“ präsentierte Arbeit nicht ebenso in Echtzeit gedreht - wie der Festivalkatalog behauptet -, die raum-zeitliche Verdichtung, ein sparsames Setting und die Konzentration auf wenige Figuren sind aber auch hier zu finden. „En la cama“ spielt in einem Hotelzimmer, meistens im Bett: Ein Paar gibt sich der körperlichen Liebe hin, und dazwischen führen die beiden lange Gespräche.
Daniela (Blanca Lewin, die schon in „Sabado“ mitwirkte) und Bruno (Gonzalo Valenzuela) kennen sich offensichtlich noch nicht lange. Weshalb sich an die beiderseits entlarvende Enthüllung der Vornamen erst einmal ein Diskurs über den Zusammenhang von Namen und Identität anschließt, der später anhand filmischer Vorlieben noch durch eine lockere Reflexion über die „ästhetische Identität“ ergänzt wird. Während sich Bruno und Daniela auf diese Weise zugleich verhüllen und zeigen, nähern sie sich fast wider Willen einander an: Sie erzählen sich intime Details aus ihrem Privatleben und spekulieren über die Schicksalhaftigkeit ihrer Begegnung, die ein Versprechen sein könnte. Längst sind die beiden von Gefühlen erfasst, die ihren jeweils individuellen Lebensentwürfen entgegenstehen und den (vielleicht rettenden) Möglichkeiten ihres Zusammenseins zeitliche Grenzen setzen. Ein dynamischer, sehr intimer Kamerastil kontrastiert in Bizes Film diese inneren Bewegungen mit der statischen äußeren Situation und erzeugt dabei eine dichte Atmosphäre, in der Hoffnung und Vergeblichkeit nahe beieinander liegen.
24. November 2005