Chile, Frankreich 2019 | Regie: Patricio Guzmán | 84 min. | Dokfilm | mit Jorge Baradit, Vicente Gajardo, Francisco Gazitúa | span. Original mit deutschen Untertiteln.
LA CORDILLERA DE LOS SUEÑOS ist der Abschluss einer Trilogie, die der chilenische Dokumentarfilm-Regisseur Patricio Guzmán 2010 mit NOSTALGIE DES LICHTS begann und 2015 mit DER PERLMUTTKNOPF fortführte. Im dritten Teil nun betrachtet Guzmán, der seit dem Pinochet-Putsch 1973 im Pariser Exil lebt, die Natur seiner Heimat als Sinnbild der politischen Geschichte von revolutionärer Utopie, faschistischer Diktatur und neoliberalem Raubbau an der Gesellschaft. Nach der Atacama-Wüste – dem trockensten Gebiet der Welt und wichtigsten Standort für Weltraumteleskope, aber auch Standort von Pinochets Konzentrationslager – und dem Wasser des Pazifiks, in dem tausende Regimegegner an Bahnschienen gefesselt ertränkt wurden, widmet sich Guzmán nun dem Anden-Gebirge. 80% der Oberfläche Chiles macht es aus und ist doch ein blinder Fleck im chilenischen Bewusstsein – ähnlich wie die Gräuel der Diktatur und die ungebrochene Tradition des Widerstands gegen sie. Obwohl diese geschichtlichen Umstände bis heute die politischen und ökonomischen Realitäten des Landes weiterhin maßgeblich beeinflussen, wurden sie dennoch aus der Wahrnehmung der Gesellschaft verdrängt. Guzmáns bildstarker Dokumentarfilm ist darum auch ein Werk der Bewusstmachung und engagierten Aufarbeitung. "Der jetzt fertiggestellten zweiten Trilogie gibt "Die Kordillere der Träume" mit dichten motivischen Verknüpfungen einen stimmigen Abschluss und wurde dafür sogar 2019 beim Filmfestival in Cannes als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Doch sie ist - nicht nur, wenn er Bilder der eigenen Familie zeigt - auch Guzmáns persönlichster Film." -- taz "Die geschichtlichen Umstände wurden weitestgehend aus der Wahrnehmung der chilenischen Gesellschaft verdrängt. Guzmáns bildstarker Dokumentarfilm ist dagegen ein Werk der Bewusstmachung und Aufarbeitung." -- Berliner Zeitung "Der Film verbindet die politischen Erschütterungen auch visuell mit den Eruptionen der Natur - durch Bilder von Spalten, Verwerfungen und Rissen oder wenn zu traumatischen Erinnerungen an tieffliegende Militärflugzeuge Aufnahmen von wabernder Vulkanasche zu sehen sind." -- Der Tagesspiegel "Guzmán findet ein brillantes Bild dafür: Einmal schneidet er von den Bergen von Videokassetten, die der Filmemacher Pablo Salas seit 1982 angehäuft hat, auf die Kordillere. Das Gebirgsmassiv gleicht den Bildern, die Salas von den Protesten gegen die jeweils herrschenden Regierungen aufgezeichnet hat. Dabei ist die Gewalt des Militärs, die er abbilden konnte, nur wie die äußerste Schicht eines Berges. Das, was unter ihnen liegt, die Folterungen und Morde, konnte Salas nicht aufzeichnen. Aber sie sind präsent in seinen Aufnahmen wie auch in den Filmen von Guzmán." -- der Freitag "Die Risse im Gestein, die Risse in der Gesellschaft. Was man nicht sieht in Chile, sagt Guzmán, das existiert nicht." -- Süddeutsche Zeitung --------------------------------------------
Außerdem stehen die beiden anderen Teile der Trilogie im Juli auf unserem Programm.
Do., 16.7.20 - 21.30 UhrFr., 17.7.20 - 19.30 UhrSo., 19.7.20 - 15.00 UhrMi., 29.7.20 - 21.45 Uhr