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Oktober 2024 |
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Das andere Kino - Aus dem Archiv der Deutschen Kinemathek |
Die Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin feiert 2024 unangepasste Protagonist*innen, eigenwillige Filmsprachen und unkonventionelle Produktionen der deutschen Filmgeschichte jenseits des Kanons. Die Filme aus dem Zeitraum zwischen 1960 und 2000 kommen aus den Beständen der Deutschen Kinemathek, wobei ein Großteil in der neuesten restaurierten Fassung gezeigt wird.
Mit dem weltweiten Aufkommen der jungen Filmbewegungen in den 1960er-Jahren probieren sich auch in Deutschland neue Akteur*innen auf verschiedenste Weise aus. Über den Wunsch nach einer persönlichen Zukunft abseits gesellschaftlicher Konformität wird in den Filmen der Retrospektive ebenso nachgedacht wie über das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum. Diese Werke abseits der Mainstream-Produktionen bieten andere Bilder des Landes und der Menschen an, erzählen eine andere, erweiterte Geschichte. Ihre Erzählungen sind verortet im Hier und Jetzt und visualisieren in zum Teil experimentellen Bildern gesellschaftliche Gegenentwürfe.
Die unkonventionelle, eigenständige Filmsprache der Retrospektive-Auswahl ist bezeichnend: mal distanziert-beobachtend oder opulent-ausgestellt, mal spielerisch-selbstironisch oder subjektiv-reflektierend. Die Filmauswahl der Retrospektive »Das andere Kino« lädt dazu ein, die Vielstimmigkeit dieser breit gefächerten, kongenial filmisch umgesetzten Erfahrungswelten neu zu entdecken.
(Deutsche Kinemathek)
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Das andere Kino - Aus dem Archiv der Deutschen Kinemathek
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Die endlose Nacht
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© Deutsche Kinemathek / Moviemax
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Bundesrepublik Deutschland 1963 | Regie: Will Tremper | 85 min. | Karin Hübner, Harald Leipnitz, Hannelore Elsner, Louise Martini, Paul Esser, Wolfgang Spier, Werner Peters, Bruce Low, Mario Adorf, Wolfgang Neuss | dt. Originalfassung | FSK: 16.
Der Westberliner Flughafen Tempelhof, 1962: Wegen Nebels ist der Flugverkehr eingestellt. Ein gutes Dutzend gestrandeter Passagiere ist gezwungen, die Nacht am Boden zu verbringen. In locker verbundenen Episoden zeichnet der Film ein facettenreiches Bild aus Begegnungen und Gesprächen – so zwischen einem mittellosen Starlet und zwei fragwürdigen Kavalieren, einem Farmer aus Afrika und einer heiratswilligen Flughafenangestellten. Ferner bevölkern den nächtlichen Reigen eine Ehefrau mit italienischem Geliebten, ein betrügerischer Geschäftsmann und eine polnische Jazzband … Will Tremper gelingt eine dokumentarisch unterfütterte Kolportage. Ohne fertiges Drehbuch in 45 Nächten nach Betriebsschluss in der Tempelhofer Abfertigungshalle mit Originalton gedreht, verdichtet sich DIE ENDLOSE NACHT zum wirklichkeitsnahen Gesellschaftsbild. Besetzt ist es mit glaubwürdigen Charakteren, deren oftmals improvisierte Dialoge das Ohr am Puls der Gegenwart haben. Und mit dem Geschäftsmann auf der Suche nach Geld könnte der Regisseur sich selbst porträtiert haben: Um den Film ohne Fördermittel realisieren zu können, nahm Tremper eine Hypothek auf sein Eigenheim auf.
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Mi., 2.10. - 18.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Tobby
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© Deutsche Kinemathek / Pohland
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Bundesrepublik Deutschland 1961 | Regie: Hansjürgen Pohland | 75 min. | Tobias Fichelscher, Anik Fichelscher, Ed Fichelscher, Danny Fichelscher, Eva Häußler, Francis Conrad Charles | dt. Originalfassung.
Der Westberliner Jazzsänger und Bongospieler Tobby Fichelscher hat ein verlockendes Angebot erhalten. Ein halbes Jahr lang soll er auf Auslandstournee gehen und dabei gut verdienen. Doch Tobby zögert, anzunehmen. Denn es ist nicht „seine“ Musik, die er dort spielen soll. In den Zwiespalt zwischen Kunst und Karriere gestellt, lässt er sich durch die Stadt treiben. Er besucht Jazzkeller, einen Imbiss, das Strandbad am Wannsee, trifft Künstlerkollegen, eine Verehrerin, Freunde und Bekannte – und schließlich eine Entscheidung … „Personen und Schauplätze sind authentisch“: So improvisiert wie die Musik seines Protagonisten wirkt auch der Film über ihn. Die assoziative Montage, Jump-Cuts und Top-Shots machten Tobby zu einem Vorreiter der filmischen Moderne – woraufhin er prompt keinen Verleih fand. Dabei gestatten die dokumentarischen Bilder nicht allein Einblicke in künstlerische Nischen und urbane Brachen Berlins. In Tobbys Sessions mit befreundeten Jazzern, den Palavern innerhalb der Kreuzberger Boheme – insbesondere im Verlauf einer fünfminütigen Drum ’n’ Scat-Solo-Performance im kriegszerstörten Gropius-Bau – wird die Stadt zum Hallraum für den Ausdruck seines Lebensgefühls.
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So., 6.10. - 18.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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