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10. Stummfilm-Symposium: Women Film Pioneers: Die Filme |
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10. Stummfilm-Symposium WOMEN FILM PIONEERS
Mit der Öffnung der Archive und der dadurch vereinfachten Zugänglichkeit von Filmen hat sich der Blick der Filmwissenschaft verstärkt und neu dem frühen Kino zugewandt. Dabei zeigt sich, dass die Filmgeschichte in ihrer höchst selektiven Tradierung viele Jahrzehnte ihre weiblichen Pionierinnen ignoriert hat. In den 1910er Jahren bis ca.1920 hat eine erstaunlich große Menge an weiblichen Filmschaffenden die Etablierungszeit dieser sich entwickelnden Unterhaltungsindustrie geprägt. Doch während beispielsweise Lumière und Méliès üblicherweise als Pioniere genannt werden, wenn es um die Heraushebung einzelner Persönlichkeiten neben den Produktionsfirmen geht, wird Alice Guy erst in den letzten Jahren ein ihrer Rolle gebührender Platz in der Filmgeschichtsschreibung eingeräumt: Alice Guy ist nicht nur die erste weibliche Regisseurin, sie ist auch die zweite Regisseurin überhaupt!
Vor diesem Hintergrund widmet sich das 10. Stummfilm-Symposium den Pionierinnen des frühen Films, den Regisseurinnen, Autorinnen und Produzentinnen, die der Kanon so oft beiseite lässt. Das Programm konzentriert sich dabei verstärkt auf die amerikanische Filmgeschichte, um anhand der dortigen Filmindustrieentwicklung die Wirkungsgeschichten der Frauen, ihre Chancen und Hindernisse nachzeichnen zu können.
Im Rahmen der KINESKOP präsentieren Studierende zum 10. Mal ausgewählte Stummfilme mit live-musikalischer Begleitung: u.a. mit GLASWALD, Chiara Strickland, Hari Ossa, Florin Küppers, David Koch und Mario Pesce. Dazu gibt es vor jedem Film eine Einführung und ein anschließendes Filmgespräch.
Das Stummfilmsymposium Heidelberg auf facebook
Eintritt:
Kurzfilmprogramme 5 €
Langfilme 8 € regulär // 7 € ermäßigt
Festivalpass 35 € regulär // 32 € ermäßigt
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ALICE GUY-BLACHÉ: Kurzfilme (1896 - 1912)
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Regie: Alice Guy | 20 min.
La Fée aux Choux, FR 1896
A Sticky Woman, FR 1906
Les Résultats du féminisme,FR 1906
Making an American Citizen, USA 1912
Dauer gesamt ca. 20 min
Vier Kurzfilme von Alice Guy: Angefangen bei der Fee, die Kinder aus Kohlköpfen zaubert, über klebrige Frauenzungen, bis hin zur Vertauschung der Geschlechterrollen und der wundersamen Wandlung eines Immigranten zum vorbildlichen amerikanischen Ehemann.
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LOIS WEBER: Suspense (USA 1913)
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USA 1913 | Regie: Lois Weber | 10 min.
Experimenteller Kurzfilm von und mit Lois Weber, der seinem Titel alle Ehre macht und mit grandiosen filmtechnischen Einfällen glänzt.
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LOIS WEBER: Where Are My Children? (USA 1916)
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USA 1916 | Regie: Lois Weber | 62 min. | mit Tyrone Power, Marie Walcamp, Mary MacLaren.
Der Anwalt Richard Walton betrachtet interessiert seinen neuen Fall: Der Arzt Dr. Homer steht wegen der Verbreitung von Informationen zur Empfängnisverhütung vor Gericht. Der Reformer und Verfechter der Geburtenkontrolle schildert eindrücklich das Elend der Massen. Walton selbst ist bedrückt über seine eigene Kinderlosigkeit und ahnt nicht, dass seine Frau bereits mehrere Abtreibungen hat vornehmen lassen. Als Mrs. Waltons Bruder die Tochter der Haushälterin schwängert und sie zu dem illegalen Eingriff zwingt, kommt es zur Katastrophe.
Auf dem Höhepunkt der Debatten um Geburtenkontrolle in den USA entdeckt auch der Film das Thema für sich. Lois Weber, zu dieser Zeit Amerikas erfolgreichste und bekannteste Regisseurin, versucht damit das Medium selbst als gleichberechtigten Diskussionspartner zu etablieren.
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FRANCES MARION: The Wind (USA 1928)
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USA 1928 | Regie: Victor Sjöström | 95 min. | Drehbuch: Frances Marion | mit Lillian Gish, Lars Hanson, Montagu Love, Dorothy Cumming.
Unablässig peitscht der Wind Sand gegen das Fenster des Zuges. Ein stetes und wildes Drohen der Natur einzubrechen, hereinzukommen. „Der Wind macht einen wahnsinnig hier – besonders die Frauen.“ Diese Warnung ist an Letty gerichtet, eine verarmte junge Frau, auf dem Weg nach Westen zu ihrem Cousin Beverly und seiner Familie. Sie findet dort zwar ein neues Zuhause und mehr als einen Verehrer, doch die karge Landschaft und vor allem der stetige Wind sind ihr unheimlich. Schnell zeigt sich, dass Beverlys Frau eifersüchtig ist und Letty aus dem Haus haben will, sodass diese gezwungen ist ihren Nachbarn Lige zu heiraten. Völlig allein, mit einem Mann, den sie nicht liebt, ist Letty dem Wind ausgeliefert.
Lillian Gish hatte die Idee Dorothy Scarboroughs Roman für den Film zu adaptieren und Frances Marion, zweifache Oscar-Gewinnerin, schrieb das Drehbuch. Für Victor Sjöström ist es einer seiner letzten Filme in Hollywood.
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GERMAINE DULAC: L'invitation au voyage (FR 1927)
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Frankreich 1927 | Regie: Germaine Dulac | 39 min. | mit Emma Gynt, Raymond Dubreuil.
Eine verheiratete Frau trifft in einer Bar auf einen Marineoffizier. Gemeinsam geben sie sich zu den Klängen der Musik einer erotischen Traumreise hin. Poetischer Bilderreigen der französischen Avantgarde-Regisseurin und Filmtheoretikerin Germaine Dulac nach einem Gedicht von Charles Baudelaire.
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MAYA DEREN: Meshes of the Afternoon (USA 1943)
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USA 1943 | Regie: Maya Deren, Alexander Hammid | 14 min. | mit Maya Deren, Alexander Hammid.
Ein intensiver, betörender Film über eine Frau, die sich das Leben nimmt. Surrealistisch rätselhaft, doch visuell stimmig, löst der lyrische Stil eine Fülle an Impressionen aus. Von Orientierungslosigkeit und Schwindel bis hin zu Trauer und Wahnsinn. Maya Derens Meisterwerk gilt als einer der ersten und wichtigsten amerikanischen Avantgardefilme.
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MABEL NORMAND: Mickey (USA 1918)
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USA 1918 | Regie: F. Richard Jones, James Young | 93 min. | mit Mabel Normand, Wheeler Oakman, Lew Cody, Minnie Devereaux.
Wo Mickey auftaucht, herrscht Chaos. Ihr Ziehvater Joe ist ständig in Sorge um sie, sei es, dass sie gerade mit ihrem Hund die ganze Siedlung aufscheucht oder scheinbar in einen Schacht gefallen ist. Mickey, sympathisch frech und unerzogen, genießt ihre Freiheit in einer kleinen Hütte bis sie zu ihrer Tante in die Stadt ziehen soll, um eine Dame zu werden. Doch die Verwandtschaft interessiert sich eigentlich nur für eines - Mickeys Erbschaft, eine Goldmine.
Mabel Normand, neben Mary Pickford einer der großen Stars des frühen Kinos, war insbesondere für ihre Slapstickkomödien bekannt, bei denen sie z.T. auch selbst Regie führte. Mickey zählt zu ihren berühmtesten Rollen und ist der einzige Film ihrer Produktionsfirma, der Mabel Normand Feature Film Company.
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NELL SHIPMAN: Back to God's Country (CA 1919)
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Kanada 1919 | Regie: David Hartford | 73 min. | mit Nell Shipman, Wheeler Oakman, Wellington Playter, Charles Arling.
Eine junge Frau badet sorglos im Fluss während ihr die Tiere des Waldes, allen voran ein großer Braunbär, dabei Gesellschaft leisten und sie schließlich gegen einen aufdringlichen Beobachter verteidigen. Trotz dieser Hilfe wird sie, Dolores, den gesuchten Verbrecher Rydal nicht los. Er tötet ihren Vater, verwundet ihren Ehemann und verschleppt sie in die Weiten Alaskas. Doch Dolores ist keineswegs hilflos und auch im vereisten Hafen findet sich ein tierischer Freund. Während die Geschichte simpel anmutet, entfaltet sich eine abenteuerliche, sympathische Welt, in der wagmutige Frauen wilde Tiere zähmen, mit Revolvern schießen und mit dem Schlitten halsbrecherisch durch Schneelandschaften jagen.
Die unabhängige Produzentin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Nell Shipman gilt als Kanadas erste Regisseurin.
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Eintritt: Kurzfilmprogramme 5 € Langfilme 8 € regulär // 7 € ermäßigt Festivalpass 35 € regulär // 32 € ermäßigt |
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