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Filmtext

Spiel des Zufalls

„Was wäre, wenn...?“, ist die rhetorische Figur dieses Films, der seine Geschichte und Geschichten in der Möglichkeitsform erzählt. Der Titel „Auf Anfang [...Reprise]“ ist gewissermaßen Programm, denn fast alles könnte immer auch anders sein in Joachim Triers virtuos montiertem Generationenportrait, das seine Helden in ein Spiel der Zufälle und Fiktionen verstrickt. Der Konjunktiv der Erzählung, von einem allwissenden Erzähler behauptet, verbindet die schnellen Bildfolgen und Szenarien zu einem dichten Handlungsgewebe, das zu allen Seiten hin ausfranst. Immer wieder gibt es Parenthesen, Einschübe und Abschweifungen, die Vergangenes vergegenwärtigen oder das Pro und Contra in Entscheidungssituationen abwägen, als könnte der Erzähler die Gedanken seiner Protagonisten lesen. Joachim Triers postmoderne filmische Syntax liebt die Ironie.



Das Wie der Erzählung verbindet der norwegische Regisseur deshalb mit der Relativität seiner Geschichte, in der Erfolg und Scheitern nahe beieinander liegen. Die Freunde Erik und Phillip, beide 23 Jahre alt und seit ihrer gemeinsamen Schulzeit von der Literatur infiziert, schreiben in der Nachfolge ihres großen Idols Sten Egil Dahl ihre ersten Bücher. Doch während Phillip (Anders Danielsen Lie) mit seinem Debüt „Phantombilder“ zum gefeierten Star der Osloer Literaturszene avanciert und in Kari (Viktoria Winge) der Liebe seines Lebens begegnet, bleibt Erik (Espen Klouman Høiner) der erhoffte Erfolg zunächst versagt. Als würden sich ihre Lebenswege gegenseitig aneinander spiegeln, verändert sich beider Schicksal, nachdem Phillip an einer Psychose erkrankt. Fortan kann und will er nicht mehr schreiben, während Erik mit seinem Buch „Prosopopeia“ langsam reüssiert und mit der „Suche nach der absoluten Sprache“ auch seinem Vorbild Dahl näher kommt.



Joachim Triers höchst originell erzählter, durch intensive Blickmontagen stimmungsvoll verdichteter Film handelt zunächst von einer starken Freundschaft und vom Überdauern der Liebe in den Wechselfällen des Lebens. Indem er seine gleichgesinnten Hauptfiguren in eine Clique Gleichaltriger einbindet, die mit Punkmusik und Literatur ein eigenes, anderes Lebensgefühl artikulieren, zeichnet er zugleich das Portrait einer Generation zwischen Anpassung und Verweigerung. Deren ironischer Satz lautet: „Das Einzige, was bleibt, ist das Ganze.“ Und so wundert es nicht, dass ihre sich immer wieder kreuzenden Wege ins Bürgerliche einmünden. ( Heidelberg, Karlstorkino, 7., 9. und 17. 10.) 



3. Oktober 2007

 



 

Wolfgang Nierlin

Medienforum Heidelberg e.V.
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